Hartes Lernwochenende für Wagner – Platz 9 beim Europameisterschafts-Auftakt auf Schotter erfüllt Erwartungen

Mit Platz 9 bei der Rallye Hungary in der Region um Veszprém in der Nähe des Plattensees erfüllen Simon Wagner und Beifahrer Gerald Winter das selbst gesteckte Ziel den Auftakt der FIA Rallye Europameisterschaft unter den Top 10 zu beenden. Knallharte Schotterstrecken verlangen Mensch und Maschine dabei alles ab.


Quasi direkt von der Zieldurchfahrt im Lavanttal, wo Wagner und Winter den dritten Lauf der Österreichischen Rallye Meisterschaft für sich entscheiden konnten, reisten die amtierenden Staatsmeister in der vergangenen Woche nach Ungarn, um in der Heimat ihres Teams von Eurosol Racing den ersten Lauf der heurigen Rallye Europameisterschaft (ERC) zu bestreiten. Auf über 190 Wertungskilometern verlangte die erstmals auf Schotter ausgetragene Rallye Hungary sowohl den Piloten als auch dem Skoda Fabia RS Rally 2 alles ab und forderte einige Tribute.


„Ein doppelter Reifenschaden, eine defekte Lichtmaschine, eine schwache Batterie, ein beschädigter Wagenheber und zu guter letzt noch ein kaputter Fahreroverall. Diese Rallye hielt wirklich alles für unsbereit.“, berichtet Wagner im Ziel. „Die Strecken hier waren so hart, dass sowohl unser Skoda als auch die Michelin Reifen und nicht zuletzt wir als Crew an die jeweiligen Grenzen gehen mussten. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen war das wirklich eine geniale Veranstaltung, bei der wir wieder unheimlich dazu lernen konnten und jede Menge Spaß hatten.“, so Wagner weiter.


Wie hart die Rallye wirklich war, zeigt auch ein Blick auf das Endklassement. Stolze 33 Ausfälle und zusätzliche acht Re-Starts nach Ausfall am ersten Wertungstag beweisen den Anspruch der ersten Ausgabe dieses brandneuen Laufs zur Rallye Europameisterschaft ebenso, wie die zahlreichen gemeldeten Reifenschäden.


„In Anbetracht der Umstände und der Tatsache, dass wir leider immer noch viel zu wenig Schotter-Kilometer absolviert haben, um auch hier international wirklich konkurrenzfähig zu sein, sind wir mit dem neunten Gesamtplatz sehr zufrieden.“, sagt der Oberösterreicher.


Wagner, der das Fahren auf der Kartbahn gelernt und auch Rallyeautos bisher ganz überwiegend auf Asphalt bewegt hat, nutzt jetzt die Schotter Events der Europameisterschaft, um sich auf möglichst vielen Kilometern an den Grenzbereich auf losem Untergrund heran zu tasten und fährt dabei noch mehr mit Köpfchen als sonst.

„Unser Budget für die Europameisterschaft ist auch in diesem Jahr wieder sehr begrenzt und wir können uns, wenn wir die geplanten Starts nicht gefährden wollen, keine Eskapaden leisten.“, so der dreifache Österreichische Rallye Meister. „Entsprechend müssen wir die Priorität auf Durchkommen legen und können nicht alles riskieren.“


Beachtet man, dass unter den ausgefallenen Teams auch einige Namen zu finden sind, die als Mitfavoriten für die Jahreswertung der ERC gelten, muss diese Taktik dabei nicht zwangsläufig schlecht sein.


„Wir wissen, dass wir bei den schnellen Schotterläufen nicht aus eigener Kraft ganz vorne dabei sein können. Da wir aber nach aktuellem Stand ohnehin nicht die gesamte Meisterschaft bestreiten können, ist das nicht so tragisch. Uns geht es in erster Linie ums Lernen und darum uns auch abseits der vertrauten Strecken-Bedingungen zu verbessern. Wenn wir dabei auch noch solide Punkte einfahren können, ist das um so besser.“


Vergleicht man den aktuellen neunten Rang mit Platz 17, den Wagner und Winter im vergangenen Jahr bei der ebenfalls auf Schotter ausgetragenen Rally Serras de Fafe erzielten, scheint dieses Vorgehen auf lange Sicht durchaus Früchte zu tragen. Etwas höher setzen die österreichischen Vertreter in der europäischen Top-Liga die Erwartungen für den bereits in zwei Wochen stattfindenden zweiten Meisterschaftslauf auf Gran Canaria. Bei dem Asphalt-Klassiker vor der Nordwestküste Afrikas konnte das Duo bereits mehrfach starten und vor zwei Jahren schließlich auch seine erste ERC Gesamt-Bestzeit feiern.


„Letztes Jahr haben wir es hier in die Top 5 der ERC Wertung geschafft und das haben wir uns auch in diesem Jahr wieder vorgenommen.“, gibt sich Wagner optimistisch. „In der Vergangenheit waren auf Gran Canaria traditionell auch einige österreichische Fans und Zuseher an der Strecke. Wir freuen uns, wenn das auch heuer wieder so ist und hoffen auf viele gedrückte Daumen auch in der Heimat.“, so Wagner abschließend.

Sensation für die Wagner Brüder – Simon Wagner führt ersten Bruder-Doppelsieg in der ÖRM Geschichte an

Mehr als zehn Jahre musste Nummer eins Unterstützer und Vater Fritz Wagner darauf warten: bei der 46. Lavanttal Rallye in Kärnten machten seine Söhne Simon und Julian Wagner den langersehnten Wagner-Doppelsieg nun perfekt. Mit einem Start-Ziel Gesamtsieg und der schnellsten Zeit auf der abschließenden Powerstage feierten Simon Wagner und Beifahrer Gerald Winter dabei erneut eine absolute Glanzleistung ab und verwiesen das restliche Feld auf die Plätze.

„Die Lavanttal Rallye als Heim-Rallye meines Co’s Gerry (Gerald Winter) zu gewinnen ist eh schon immer ein absolutes Highlight, aber hier den ersten Bruder-Doppelsieg der Meisterschafts-Geschichte zu feiern ist die absolute Krönung.“, so Wagner. „Wir waren schon oft kurz davor, haben Rallyes gemeinsam angeführt, aber immer wieder kam etwas dazwischen. Nun hat es endlich geklappt! Die Wagner- Festspiele sind perfekt.“

Spektakulär ist dabei auch einmal mehr der Abstand, den die amtierenden Staatsmeister zwischen sich und den zweitplatzierten jüngeren Wagner Bruder bringen konnten. Mehr als eine Minute betrug am Ende der Vorsprung der Sieger, während zwischen Platz 2 und 3 gerade einmal 18 Sekunden lagen.

„Gerade hier in Wolfsberg hätten wir zugegebenermaßen nicht mit einem so deutlichen Sieg gerechnet.“ sagt Wagner im Ziel. „Traditionell ist unsere Konkurenz hier sehr schnell unterwegs, aber wie schon im Rebenland haben unsere ersten Verfolger dem Druck nicht
standgehalten und sich folgenschwere Fehler geleistet.“

Unverschuldet in Bedrängnis kamen kurz vor dem Ziel allerdings auch die späteren Sieger, als ihnen bei knapp 120 Stundenkilometern ein Reh ins Auto sprang und die Front des Skoda Fabia RS Rallye 2 nachhaltig beschädigte.

„Normalerweise ist das Auto nach so einem Einschlag nicht mehr fahrbar und der Kühlerschaden, den wir verzeichnen mussten, hätte schnell richtig problematisch werden und zum Ausfall führen können. Zum Glück konnten wir den Skoda nach der Sonderprüfung binnen 8 Minuten notdürftig so reparieren, dass er die SP 11 noch durchgehalten hat. Gerry hat den Kühler mit Reparaturmasse, die wir zum Glück im Auto mitführen, unter Anleitung unseres Teams am Telefon abgedichtet, während ich Wasser zum Nachfüllen organisiert
habe. Danach mussten wir noch die Stoßstange sichern und den beschädigten Kotflügel entfernen.

Wir haben schon damit gerechnet auf der SP 11 noch einmal anhalten und Wasser nachfüllen zu müssen und hatten durch das auf der Scheibe verteilte Kühlmittel extrem schlechte Sicht, konnten aber wie durch ein Wunder trotzdem noch eine dritte Gesamtzeit fahren und uns in das anschließende Service retten. Karma hat hier mal wieder – im positiven Sinne – gerichtet.“

Eine Glanzleistung vollbrachte dort dann auch einmal mehr das Team von Eurosol Racing Hungary, das die Front des Skoda mit der Startnummer 1 in Windeseile reparierte und für die letzten beiden Sektionen wieder perfekt herrichtete.

„Tausend Dank an unsere Jungs und Mädels im Team, die wieder einen phänomenalen Job gemacht und uns so den Sieg gerettet haben.“, so Wagner. „Von dem Zwischenfall mit dem Reh abgesehen, war das ein absolut perfektes Wochenende bei Traumwetter und
mit unzähligen Fans an der Strecke. Das hat einfach nur Spaß gemacht und gibt Auftrieb, nicht nur für die zweite Saisonhälfte in der Staatsmeisterschaft, sondern auch für unseren ersten ERC Start in diesem Jahr.“

Eben dieser steht für Simon Wagner und Beifahrer Gerald Winter schon in dieser Woche bei der Rally Hungary an. Das erstmals auf Schotter ausgetragene Spektakel findet in der Region Veszprém in der Nähe des Plattensees statt und ist heuer der erste von insgesamt
acht Läufen zur Europäischen Rallye Meisterschaft.

„Ich freue mich, endlich mal wieder auf Schotter fahren zu können.“, blickt Wagner nach vorne. „Zudem freuen wir uns besonders, den ERC Auftakt dieses Jahr in der Heimat unseres Teams zu bestreiten und sind gespannt auf dieses brandneue Event im Kalender.“

Mit der Startnummer 7 starten Wagner und Winter am Freitag beim Qualifying in Gyártelep, bevor am Samstag und Sonntag insgesamt 13 Sonderprüfungen und über 190 Wertungskilometer zu absolvieren sind.